Samstag, 19. Februar 2011

Auf dem Weg zur richtigen Fotoausrüstung

Bahngleise am Hamburger Hauptbahnhof

















Als Schüler habe ich bei einem Malermeister gejobt. Vier Wochen lang strich ich Fensterrahmen. Eine Sache habe ich bis heute nicht vergessen. Der Maler erzählte mir, dass er für das Anstreichen von Fensterrahmen jahrelang immer denselben Pinsel benutzt hatte. Er war an sein Werkzeug gewöhnt, konnte damit schnell und vor allem sehr gut arbeiten.
Wäre es nicht wunderbar als Fotograf so einen "Pinsel" zu haben, den man perfekt beherrscht? Wäre es nicht entspannend, nicht mehr über immer neue Ausrüstung nachdenken zu müssen?
Der schnelle Produktzyklus der digitalen Kamerawelt, das "Schneller,Höher,Weiter" lässt mich jedoch irgendwie nie ruhen.
Mit der nächsten Kamera werde ich besser, werde ich "DAS" Foto machen, das mich weit voranbringt.
Aber beeinflusst die Ausrüstung das Ergebnis?
Technisch gesehen ist die Frage leicht zu beantworten. Natürlich wird das Ergebnis je nach Kameraausrüstung zumindest anders sein. Mit dem Iphone mache ich andere Fotos als mit der Nikon D2x und der Linse 17-35 mm.
Welche Emotionen löst die Ausrüstung aus, ist aber die interessantere Frage. Mit dem Iphone bin ich rasend schnell. Ich kann das Foto direkt zu Facebook, Twitter oder in diesen Blog einstellen. Ich kann Interessierten sofort eine Mail mit dem Foto schicken. Mit meiner Hasselblad bin ich vor einigen Jahren 3 Wochen lang in der Bretagne unterwegs gewesen und habe Landschaftsfotos gemacht, die mir heute noch sehr gut gefallen, die - in aller Bescheidenheit - sehr gut sind. Wieviele Dias waren das pro Tag damals? 12 Stück ? Ein Film von Fuji kostete 10, - DM. Heute vergeht kaum ein Urlaubstag unter 200 Fotos auf dem Chip. Welcher Fototag ist der bessere gewesen, der interessantere, der emotionalere?
Nein, früher war nicht alles besser. Ich würde heute nicht mehr analog fotografieren. Aber das Fotografieren war nicht nur technisch anders.
Anscheinend bin ich mit diesen Gedanken nicht ganz alleine in der großen Bilderwelt.
Vor einigen Tagen stieß ich auf der Website Luminous Landscapes  auf diesen Artikel von Mark Dubovoy , der sich mit dem Thema auseinandersetzt, ob die Kreativität des Fotografen durch die von ihm benutzte Ausrüstung beeinflusst wird. Presseprofi Franz Roth aus Nürnberg beschreibt in diesem Post in einem seiner Blogs eine emotionale Beziehung zu Mittelformatkameras und -dias.
Früher träumte ich von der einst unerschwinglichen Leica M6 mit 3 Objektiven, von der Mamiya 6, von einer Horseman 4x5 inch. Heute muss es ein Digitalrückteil für meine immer noch vorhandene Hasselblad 501 sein, eine Alpa oder Arca Swiss mit Phase One Rückteil mit 80 Mp. Der Schritt hätte mich früher einen Kleinwagen gekostet, heute ein Mittelklasseauto. Ich habs früher nicht gemacht, und heute werde ich es wohl auch nicht tun.
In sechs Wochen ist Urlaub. Was nehme ich mit? Die D2x und die D7000? Dazu die beiden 12 Jahre alten Zooms? Oder doch nur die Olympus Pen mit nur einem 28 mm Weitwinkel? Letzteres wäre zwar immer noch keine Entschleunigung aber immerhin eine wesentliche Beschränkung. Wäre es auch eine Einschränkung? Ich glaube es nicht.

1 Kommentar:

Franz Roth hat gesagt…

Hallo, Ralf,

schmeichelhaft, mich als Presseprofi zu bezeichnen, aber das bin ich nicht (mehr). Unter dem Presseprofi versteht man irgendwie den "News-Jäger". Und da habe ich keine Karten mehr drin, auch wenn editoriell weiterhin mein Schwerpunkt ist.

Interessant finde ich, daß allenthalben nun aber auch in professionellen Kreisen uasi die "Sinnfrage" in Bezug auf das Equipment gestellt wird.

Denn: ist ein 24-MP-Foto "besser" als eines mit 4 oder 6 oder 12 MP? Ist es kreativer? Aussagekräftiger?

Denn: schieße ich in einer Woche meine Chips mit zehntausenden von Fotos voll, sind die dann wirklich besser als die tausend (früher) auf Film? Oder sind es nur mehr? Habe ich nicht nur ein paar Varianten mehr?

Mein "Experiment", auch wieder analog zu fotografieren (wenn ich nicht ein Bild gleich heute brauche), ist nicht uninteressant:

Ich beschränke mich beim Druck auf den Auslöser. Ich befasse mich mehr mit dem Bild. Mit seiner Gestaltung. Mit der Belichtung. Mit dem Ausschnitt.

Mehr noch: Ich bin da puristisch geworden. Denn ich benutze dazu meine uralte (Baujahr 1976) Nikon F2 Photomic (und Farb-Negativ-Film).

Und mein Labor entwickelt nicht nur (in einer Stunde!) den Film, sondern ich kriege auch auf CD Tiff-Dateien im Format 18x27 cm (fast) gratis dazu.

Und wenn mir ganz und gar nach Bildgestaltung ist, dann lade ich meine billige chinesische 6x6 Seagull mit Diafilm und träume davon, wieder eine Hasselblad zu haben.